Die Deutsche Demokratische Republik (DDR) entstand aus der Teilung Deutschlands nach 1945, nachdem die Sowjetunion ein diktatorisches Regime errichtet hatte, das bis 1989 existierte. Die DDR befand sich in der sowjetischen Besatzungszone und wollte sich von der BRD unterscheiden.

 


Dies bedeutet, dass die sowjetische Kultur sowohl die deutsche Lebensweise als auch die deutsche Sprache beeinflusste. Tatsächlich wollten die DDR-Anführer ab 1960 die Unabhängigkeit ihres Staates durch eine neue Sprachenpolitik durchsetzen, da es keine Einheitlichkeit in der deutschen Sprache mehr geben sollte (Vgl. Hellmann 1980: 520). Diese Politik zielte nicht auf die Erschaffung einer neuen Sprache hin, sondern auf ein spezifisches Sprachverhalten für Ostdeutschland (Vgl. Von Polenz 1999: 448). Man kann keine neue Syntax oder Grammatik beobachten, sondern einen neuen Wortschatz, der nur in Ostdeutschland angewendet wurde (Vgl. Von Polenz 1999: 424-425).


Hellmann (vgl. 1980: 523) gibt eine Klassifizierung dieses sowjetischen Einflusses auf den Wortschatz der DDR:

1)    neue Lexeme in Zusammenhang mit der kommunistischen Ideologie, wie Kolchose: „offizielle Bezeichnung für die landwirtschaftlichen Kollektivbetriebe in der UdSSR“ (Wolf 2000: 123) oder das Adjektiv sozialistisch.

2) neue Definitionen von Wörtern, wie Bourgeoisie: nach marxistisch-leninistischer Auffassung die Oberschicht in der kapitalistischen Gesellschaft (Vgl. Wolf 2000: 32).

3) die Verwendung neuer Begriffe zur Abgrenzung von Westdeutschland. Diese dritte Kategorie wird in diesem Artikel weiterentwickelt. Wolf (2000) hat ein Wörterbuch der Sprache in der DDR geschrieben, welches rund 1900 Stichwörter (Substantive, Verben, Adjektive usw.) beinhaltet. Dieses erlaubt mir den Einfluss der Sowjetunion auf die deutsche Sprache zu illustrieren.


Ich habe vier Kategorien von DDR-Substantiven mit jeweils einem Beispiel ausgewählt:

1) Alltagswörter, die Substantive von Westdeutschland ersetzten, die aber die gleiche Bedeutung haben, wie Broiler „Junges, industriemässig, gemästetes, fettarmes Hähnchen, das vorzugsweise gegrillt verzehrt wurde und das in der Bundesrepublik als (Brat)hähnchen bezeichnet wird (Wolf 2000: 34). 

2) neue Substantive, wie Babyjahr „Umgangssprachliche Bezeichnung für das Jahr bis zum ersten Geburtstag des Kindes, in dem sich die Mutter zu seiner Betreuung von der Arbeit freistellen lassen konnte“ (Wolf 2000: 16).

3) neue Substantive nach dem russischen Wort, wie Datsche „Etwa seit 1970 umgangssprachlich für das Wochenendhaus eines DDR-Bürgers entweder in einer Kleingartenanlage oder außerhalb der Stadt“ (Wolf 2000: 40).

4) neue Substantive nach russischem Vorbild, wie Traktorist „Berufsbezeichnung für jemand, der einen Traktor fährt“ (Wolf 2000: 226).


Sind diese vier Substantive immer noch in Verwendung? Sind sie mit dem Fall der Mauer verschwunden? War der Einfluss der Sowjetunion in sprachlicher Hinsicht vergänglich oder dauerhaft? Damals waren diese vier verschiedenen Substantive neu im deutschen Wortschatz der DDR und hatten das Ziel, die Einheit der deutschen Sprache aufzulösen. Diese Lexeme sind immer noch im DUDEN eingetragen.

Die DWDS-Kurve (https://www.dwds.de/r/plot?corpus=zeitungen) erlaubt mir, die Entwicklung der Häufigkeit eines Wortes im Laufe der Zeit zu illustrieren, wie das folgende Beispiel für das Lexem Broiler zeigt.

 

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Ich habe die gleiche Analyse für die vier verschiedenen Substantive durchgeführt: die Kurve fällt mit der Zeit runter und nach der Epoche der DDR sind sie fast nicht mehr in Verwendung.

Nach der Gründung der DDR werden dem deutschen Wörterbuch des Ostens neue Substantive zur Abgrenzung von Westdeutschland zugefügt. Diese Substantive sind im heutigen DUDEN-Wörterbuch eingetragen. Der Einfluss der Sowjetunion auf die deutschen Substantive kann also beobachtet werden, aber diese Substantive können zweifellos als Ad-hoc-Bildungen definiert werden. Ad-hoc-Bildungen bedeutet Lexeme, die nicht oft verwendet sind und aus dem Wörterbuch entfernt werden können.


Eine weitere Analyse von Lexemen ist notwendig, aber ich kann eine erste Schlussfolgerung ziehen: Die deutsche Sprache verliert allmählich den Einfluss von der Sowjetunion.

 

Hinterlass mir gern einen Kommentar.

 

Bis bald,

Dein David

 

 

 

 

 

 

Quellen:

Hellmann, Manfred (1980): Deutsche Sprache in der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik. In : Althaus, Hans Peter u.a. (Hg.): Lexikon der germanistischen Linguistik. Tübingen: Niemeyer.

Von Polenz, Peter (1999): Deutsche Sprachgeschichte vom Spätmittelalter bis zur Gegenwart, Bd. 3. Berlin: De Gruyter.

Wolf, Birgit (2000): Sprache in der DDR. Ein Wörterbuch. Berlin: De Gruyter.

 

Bildquelle:

http://www.arge.schule-hamburg.de/Archiv/STI-BRD-DDR.html